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MITMENSCHLICHKEIT, GEMEINSCHAFT UND KINDERRECHTE

1990 formulierten die Jenaplan-Pädagogen Kees Both (Biologe, Mitarbeiter des Niederländischen Instituts für Lehrplanentwicklung SLO und langjähriger Studienleiter des niederländischen Jenaplanverbandes) und Dr. Kees Vreugdenhil (Universität Utrecht) die 20 Basisprinzipien des Jenaplans, die sowohl vom niederländischen Jenaplan-Verband als auch von der GJP als „Plattform für gemeinsames Handeln in der Schule“ anerkannt wurden. Sie stellen den Versuch  dar, die  Jenaplan-Pädagogik in prägnanter Form zusammenzufassen und wurden auch zugleich Ausgangspunkt für das 1997 in Holland, 2001 in Deutschland erschienene Kompendiumder Jenaplan-Pädagogik „Jenaplan 21“ (3. Auflage 2015). Zugleich wurden „Beobachtungskriterien“ zur Bewertung der Durchführung entwickelt (Für weitere Infos klicken Sie hier und öffnen Sie dann den Link!. 

Die anthropologisch fundierten Basisprinzipien 1-5 in Verbindung mit den schulpädagogisch beschreibenden Basisprinzipien 12-20  zeigen die unlösliche Verbindung der Jenaplan-Pädagogik mit den allgemeinen Menschen- und Kinderrechten und ihre durchgängige Beachtung und vielfältige praktische Anwendung im Schulalltag.(Im Einzelnen siehe!).

Petersens Pädagogik der Mitmenschlichkeit und Geschwisterlichkeit (siehe hier) erfordert auch nach heutiger Sicht solche „rechtlichen“ Bezüge.

Somit ist die Jenaplan-Pädagogik eindeutig werteorientiert und werteorientierend. Dabei findet die Wertebildung in einer (Jenaplan-)„Schule als Lebens- und Arbeitsgemeinschaft“ auf vielfältige Weise statt (s. dazu),  - nicht durch Drill, Kasernenton oder Moralpredigten, auch weniger durch „gehobene“ Literaturexegese, sondern durch lebendige Beachtung des Geschehens in der eigenen Gruppe und Schule, vielseitiges Einbringen, Erörtern, Schlussfolgern und Steuern des pädagogischen Klimas aufgrund der laufenden Ereignisse und Verhaltensweisen. 

Darüber schreibt die Jenaplan-Schule Weimar: „Die altersgemischte Stammgruppe bildet bis in die Obergruppe den schulischen Sozialisationskern für die Schüler. Sie ist das schulische Zuhause, Dreh- und Angelpunkt für die Planung und Organisation des Lernens, erste Anlaufstelle, um Unterstützung zu finden bei der Bewältigung des schulischen Alltags. Die Stammgruppe bietet Orientierung und Vergleichsmöglichkeiten, gemeinsame Lernerfahrungen und ein wichtiges Übungsfeld zum Erwerb demokratischer Handlungsweisen.“ (siehe)

Basisprinzipien 2 und 3 betonen das Recht auf Identitätsentwicklung, Förderung der Identitätssuche durch umfassende Lernangebote der Auseinandersetzung mit Menschen , Natur, Kultur und der „nicht-sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit“. Hier wird klar,

dass die notwendige Suche nach der eigenen Identität nicht gegen andere Menschen oder Gruppen gerichtet werden darf. Die durch die jenaplan-typische Altersmischung in Stammgruppen ermöglichte „Co-Konstruktion der Identität" (Lothar Krappmann) liefert einen "wichtigen Beitrag zu einer der Moderne adäquaten Identitätsbildung, deren kritischer Punkt eine Wahrnehmung von Differenzen ist, die auf Anerkennung beruht und nicht auf Angst und Abwehr.“ (Peter Fauser) (Siehe)

„Erziehung“ heißt heute „Leben lernen in Beziehungen“ (Kees Both) und  bedeutet zugleich permanente Lernbereitschaft nach allen Seiten hin,- über sich selbst, über die anderen Menschen und über die Welt der Dinge. Junge Menschen sind in diesem Rahmen als „Kulturträger und -erneuerer“ zu sehen und zu behandeln (Basisprinzip 5). Diese auch schon bei Petersen eingebrachte Sicht verbindet den Prozess der schulischen Erziehung mit den schöpferischen Anlagen der Kinder und  ermöglicht ein Schulleben anregender Vielfalt und Erneuerung.